Craniosacrale Osteopathie
Die Craniosacrale Osteopathie ist eine der drei Säulen der Osteopathie, bei der feinste Bewegungen der Schädelknochen, des Kreuzbeins und der entsprechenden Bindegewebe untersucht und behandelt werden. Sie wird auch als ‚Schädel-Kreuzbein-Therapie‘, Cranio-sacrale Therapie oder Kraniosakraltherapie bezeichnet.
Das Ziel der Craniosacralen oder Cranialen Osteopathie ist es, die Zirkulation der Flüssigkeitssysteme entlang der Wirbelsäule zwischen Kreuzbein und Schädel anzuregen und wenn nötig zu unterstützen. Die Craniosacrale Osteopathie geht auf den amerikanischen Arzt William G. Sutherland um 1920 zurück. Sie wurde später von dem bekannten Osteopathen John E. Upledger bis in die heutige Zeit weiterentwickelt.
Craniosacrale Osteopathie und die Bedeutung des Liquors
Als Liquor cerebrospinalis oder cerebrospinale Flüssigkeit, kurz Liquor, bezeichnet man die farblose Körperflüssigkeit, die mit der Gewebsflüssigkeit des Gehirns verbunden ist und vergleichbar zusammengesetzt ist. Der französische Mediziner François Magendie wird als Entdecker des Liquors genannt.
Die vier Hirnventrikel produzieren den Liquor, der die Liquorräume ausfüllt. Der Liquors trägt zur Entwicklung, zur Funktionalität und zum Wachstum des menschlichen Gehirns bei. Wichtige Nährstoffe werden durch ihn zum Gehirn und an die Nerven weitergeleitet. Die Bedeutung des Liquors ist heute hinreichend untersucht und belegt.
Dem Konzept der Craniosacralen Osteopathie zufolge existieren neben dem Atemrhythmus und dem Herzschlag weitere rhythmische Pulsationen im menschlichen Organismus. Der Rhythmus der cerebrospinalen Flüssigkeit steht hier im Mittelpunkt der osteopathischen Untersuchungen und Behandlungen.
Erfahrene Osteopathen spüren den cranialen Rhythmus der Flüssigkeiten entlang des Rückenmarks und im Gehirn. Zwischen dem Kreuzbein und dem Schädel nehmen sie feine Verschiebungen und Dysbalancen wahr. Die Pulsationen gehen auf benachbarte Gewebe und Organe über und kann somit untersucht werden.
Untersuchung und Behandlung des Craniosacralen Systems
Die Craniosacrale Therapie findet im Sitzen oder in der Rückenlage statt, während der Osteopath den Kopf der Patientin bzw. des Patienten in den Händen hält. Eine Behandlung dauert etwa 50-60 Minuten und wird in ruhiger Atmosphäre ausgeübt. Viel Erfahrung und Einfühlungsvermögen ist nötig, um mit den Handflächen und Fingern den optimalen Griff zu finden.
Mit sanften Druck- und Zugbewegungen werden feinste Veränderungen der Pulsationen der Flüssigkeiten wahrgenommen. Dabei können Kopf, Schultern, Brustkorb, Zwerchfell, Wirbelsäule, Kiefer, Becken und Kreuzbein untersucht und behandelt werden. Spannungen im Gewebe sollen vermindert und Abweichungen im cranialen Rhythmus harmonisiert werden.